Clara

„Eine Aktivistengruppe hat eine Petition eingereicht, um auf ein geplantes Regierungsprojekt aufmerksam zu machen, das „Zukunft Lantau Projekt“. Die Regierung will eine neue Insel aufschütten, direkt neben Lantau. Das wird eine Menge Leben im Ozean zerstören. Wir haben im Rat lange darüber diskutiert. Es geht dabei darum, das Geld der Hongkonger an Unternehmen zu verteilen, die eng mit Festland-China zusammenarbeiten. Während der Sitzung habe ich alles wiederholt, worüber die Aktivisten gesprochen hatten – all die vernünftigen Argumente, wie man den restlichen Platz in der Stadt gut nutzen kann.“

„Die Mong-Kok-Polizeistation befindet sich in Prince Edward. Während der Bewegung gegen die Auslieferungsgesetze wurden manche Demonstranten verhaftet und dorthin geschickt. Deshalb sind andere Demonstranten gekommen, um sie zu unterstützen und vor der Polizeiwache Parolen zu rufen. Außerdem gab es vergangenes Jahr im August einen Vorfall, in dem wir die U-Bahn-Station besetzt haben. MTR, das Betreiberunternehmen, arbeitete mit der Polizei zusammen und stoppte den U-Bahn-Verkehr, damit die Polizisten uns ins der Nacht zusammenschlagen konnten. Danach hat sich das Betreiberunternehmen geweigert, die Bilder der Überwachungskameras zu veröffentlichen. In den Nachrichten haben wir aber Videos gesehen, in denen Menschen in Polizeiuniform Zivilisten verprügeln. Danach haben wir das Vertrauen in die Hongkonger Polizisten verloren. Das war das erste Mal, dass Hongkonger Gewalt von Polizisten gegen so viele Zivilisten sahen. Wegen dieses Vorfalls versammelten sich Tag und Nacht eine ganze Menge Demonstranten vor der Prince-Edward-Station, um die Betreiber dazu zu drängen, die Überwachungsvideos vom 31. August zu veröffentlichen. Manche Leute fingen an rituelle Installationen für die Geister der Verprügelten aufzustellen und manche legten Blumen vor der Station nieder, um einen Gedenkort zu schaffen, für diejenigen, die in der Nacht in dieser U-Bahnstation gestorben sein könnten und auch für die, die während der Proteste gestorben sind. Die Versammlungen an der Prince-Edward-Station wurden mit der Zeit immer kleiner und kleiner, aber manche Leute kamen immer noch wieder, um weiße Blumen an die Ausgänge der Station zu legen.”

„Der 1. Oktober ist ein gesetzlicher Feiertag für die Hongkonger, weil es der Nationaltag der Volksrepublik China ist. Dieses Jahr ist an dem Tag gleichzeitig das Mondfest. Viele Hongkonger gehen auf die Straße, um Demokratie zu fordern. Gleichzeitig hat die Polizei viele Checkpoints in der ganzen Stadt errichtet. Man kann jede Menge Polizeiautos und Spezialeinsatzkräfte sehen, die in der Stadt patrouillieren. Es ist heutzutage sehr schwer für Menschen, sich an öffentlichen Orten für politische Aktionen zu versammeln. Es ist auf eine Art sogar unmöglich. Aus zwei Gründen: Einmal wegen der Pandemie und einmal wegen des Nationalen Sicherheitsgesetzes, das den Autoritäten mehr Gründe gibt, Leute zu belangen. Die Hongkonger Polizei hat es auf junge Leute abgesehen. Das ist lächerlich. Die Autoritäten versuchen, die junge Generation zum Schweigen zu bringen, weil die die Zukunft sind. Das ist wahnsinnig.”

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